Skip to main content

Olympiade in L.A. 1984 vor 25 Jahren

von Winfried Vogler

Ruderer Hörmann und seine goldenen Erinnerungen

Heute vor 25 Jahren gelang dem Doppelvierer Ulm/Ingelheim bei Olympia 1984 in Los Angeles der große Coup

Heute vor einem Viertel Jahrhundert gewann Raimund Hörmann bei den Olympischen Spielen in Los Angeles im Rudern mit der Renngemeinschaft Ulm/Ingelheim die Goldmedaille im Doppelvierer.

Der heutige Tag beginnt für Raimund Hörmann wie immer. Um halb fünf klingelt der Wecker, Arbeitsbeginn für den Metzgermeister in seinem Betrieb. Doch wenn sich der erste Stress gelegt hat, werden die Gedanken des 52-Jährigen gewiss ins Jahr 1984 zurückgehen. Exakt heute vor 25 Jahren gewann der Ulmer Ruderer zusammen mit seinem Vereinskameraden Dieter Wiedenmann, der 1994 schon früh mit 37 Jahren verstarb, sowie den beiden Ingelheimern Michael Dürsch und Albert Hedderich bei den Olympischen Spielen in Los Angeles die Goldmedaille im Doppelvierer. "So was vergisst man nicht. Das war die Krönung meiner Laufbahn", sagt Hörmann nicht ohne Stolz und erinnert sich an dieses Rennen exakt zurück.

2000 Meter ist die klassische Olympische Distanz. Sechs Minuten voller Krafteinsatz, immer am Anschlag. Der deutsche Vierer, der im vorolympischen Jahr den Weltmeistertitel vor dem Boot aus der damaligen DDR gewonnen hatte, lag im Endlauf als Favorit überraschend bei der 1100-Meter-Marke eine Bootslänge hinter der australischen Crew. "Mir war klar: Den Schlussspurt mussten wir früher als geplant starten", schildert Hörmann die Augenblicke des damaligen Rennverlaufs. "Also, Augen zu und durch", dachte sich der Schlagmann des deutschen Bootes und erhöhte die Frequenz brutal.

Es wurde ein Wimpernschlag-Finale. "Im Ziel wusste zunächst keiner, wer Sieger ist." Für die vier Deutschen begannen endlose Minuten der Ungewissheit. "Damals gab es noch die Kellerschen Wasserspiele, benannt nach dem Schweizer Ruder-Präsidenten Thomas Keller", erklärt Hörmann. Nach dem Zieleinlauf mussten die Boote 250 Meter zurück rudern um dann in der Reihenfolge des Zieleinlaufs mit entsprechenden Abständen nochmals an den Tribünen vorbei über die Ziellinie zu rudern. "Erst bei der Aufstellung zu dieser Zeremonie wurde uns bewusst, dass wir Olympiasieger waren" - mit hauchdünnen 0,4 Sekunden Vorsprung vor den Australiern.

Der Gewinn der Goldmedaille, die im Wohnzimmer in Söflingen hinter Glas einen Ehrenplatz hat, war sicherlich das eindrucksvollste Ereignis in Hörmanns Ruderkarriere. "Sportlich wertvoller war aber der WM-Titel im Jahr zuvor, als wir die bis dato dominierenden Ruderer aus der damaligen DDR geschlagen haben", berichtet Hörmann. Nach dem Boykott einiger Nato-Staaten bei den Spielen 1980 in Moskau, der auch Hörmann um die Olympia-Teilnahme gebracht hatte, folgte 1984 das russische Olympia-"Njet". Damit hatte der Kalte Krieg den Ostdeutschen alle Olympia-Träume zerstört. In Hörmanns Rückblick an Los Angeles, wo erstmals privat finanzierte Spiele ausgetragen wurden, die mit der Landung des "Raketenmannes" im Olympiastadion spektakulär eröffnet worden waren, erscheinen so große Athleten wie Carl Lewis (viermal Gold), "Albatros" Michael Groß (zweimal Gold, zweimal Silber). Oder Ulrike Meyfarth, die zwölf Jahre nach dem Sieg in München erneut Gold im Hochsprung gewann. Erinnert sei an Ringer Pasquale Passarelli, der mit seiner legendären 90-Sekunden-Brücke im griechisch-römischen Stil für Furore sorgte.

Die BRD landete mit 17 Goldmedaillen hinter USA und Rumänien auf dem dritten Platz der Nationenwertung. Viele persönliche Erinnerungen, "doch man kann die alten Zeiten nicht mehr zurückholen", ist Hörmann Realist genug. Vom Rudern lassen kann er bis heute nicht. "Ich halte es nicht aus, wenn ich nicht auf die Donau kann." Als zweiter Vorsitzender kümmert er sich um den Leistungssport beim Ulmer Ruderclub. Dort wird es heute Abend zwar keine große Jubiläumsfeier geben, doch mit einigen guten Bekannten will er auf seinen Olympiasieg dann doch anstoßen.

  • Geändert am .
  • Aufrufe: 7287