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Wanderruderfahrt 2019 auf der Lahn

 

Bild: Die „Stammbesatzung“ der Iler vom Heck zum Bug: Drs. rer. nat. Philipp Speidel, Drs. rer. nat. Cornelia Olz, der bolivianische Kaffeebauer Pedro, alias Drs. rer. nat. Martin Schneidereit. Foto Klaus Raiber

Achtzehn unternehmenslustige Ruderer hatten sich für die Wanderruderfahrt übers lange Fronleichnams-Wochenende (20.-23.06.19) angemeldet. Die ruderalterstechnisch bunt gemischte Truppe setzte sich neben Mitgliedern des URCD, auch aus vier Teilnehmern von R2k zusammen und sogar ein Düsseldorfer wurde in die Reihen integriert.

Frühmorgens am Feiertag ging es für den Fahrer des Bootstransportes, Klaus Raiber vom R2k und die anderen Teilnehmer, die sich für die Anreise in diversen Privat-Pkw entschieden hatten, los um am späten Vormittag in Wetzlar einzutreffen.

Das Abladen und Aufriggern ging den geübten Wanderruderern -mit der sich in solchen Situationen naturgemäß einstellenden Schwarmintelligenz und gewohnten Raschheit- gut von der Hand und ein vermisster Stemmbrettbeschlag konnte glücklicherweise noch rechtzeig aus den Tiefendes des Bootsanhängers –der mittlerweile schon in Weilburg weilte- geborgen werden. Nur der Steuermannssitz der „Donau“, den man beim Aufladen in Ulm offenbar vergessen hatte, wäre wohl schmerzlich vermisst worden. Da Elke aber erst zwei Tage später zur Truppe stieß, war noch Gelegenheit ihr den Auftrag zur Nachbeförderung des fehlenden Utensils zu übermitteln und so erlebte zumindest ein Stückchen der „Donau“ auch einmal eine bequeme und entspannte Anreise zur WaRuFa per Bahn.

Nachdem die Pkws noch von ihren Fahrern zum ersten Zwischenziel in Weilburg verbracht und letztere zurückbefördert worden waren, nutzten alle nochmal die Möglichkeit sich ordentlich durch den Verzehr der mitgebrachten Nährmittel zu stärken, um alsdann die Befahrung der Lahn ab Flusskilometer 12,5 (im Gegensatz zur Donau wird die Lahn, beginnend an der ehemaligen Staatsgrenze zwischen dem Fürstentum Nassau und Preußen, flussabwärts kilometriert) in Angriff zu nehmen.

Nach dem Einsetzen der Boote Aphrodite, Donau, Iller und Venus (letztere als Gig-4+ geriggert!) setzen sich diese peu à peu in Bewegung, die Schleusen sorgten jedoch immer wieder für eine gruppenkonsolidierende Bündelung der Truppe.

Bild: Alexandra und Jochen üben sich als Schleusenwärter. Foto Klaus Raiber.

Schleusen gab es auf der ersten Tagesetappe bis Weilburg vier - alle zur manuellen Selbstbedienung. Hier zeigte sich dann auch, dass im Bereich unserer theoretischen Ruderausbildung noch Ausbaupotential vorhanden ist, denn nicht jedem der Bediener war die logische Abfolge des Öffnens und Schließens von Toren und Schützen in gleichem Maße geläufig. Irgendwie ging’s dann aber doch immer irgendwann mal abwärts -  man war ja (noch) nicht im Stress…

Die Lahn gab sich bei ausreichendem Wasserstand auf der ersten Tagesetappe meist als kleines Füßlein, in dem man noch nicht einmal überall ein 4x+ zu wenden vermocht hätte, mal gemächlich dahin fließend und dann auch wieder ganz ordentlich strömend und die stete Aufmerksamkeit der Steuerleute fordernd.

Petrus zeigte sich im Verlauf des Donnerstags noch ein wenig unzuverlässig und so ereilte die Ruderer der ein oder andere warme Regenschauer. Dies motivierte einen Teil der Boote zur unterwegigen Rast auf einem Campingplatz, während sich der kleinere anderer Teil an den Besuch der von der Planung vorgegeben Einkehrmöglichkeit an der letzten Schleuse hielt und von dort aus dann einen guten Überblick über die später vorbeischleusenden, nachgekommenen anderen URCD-Boote hatte.

Abends in Weilburg (km 39,6)  nach gut 27 Ruderkilometern angekommen, wurden die Boote beim Ruderverein gelagert und die Fahrt ins Domizil nach Limburg angetreten. Den Abend ließ man in rustikalem Ambiente im Restaurant „Turnhalle“ ausklingen. 

Für die Anreise zur zweiten Etappe wurde die Bahn genutzt und die Zugfahrt entlang der Lahn konnte auch gleich schon einmal zur Besichtigung des ein oder anderen bevorstehenden Flussabschnitts genutzt werden.

Bild: Auch pittoresk: Wehr- und Schleusenanalge in Runkel. Foto Klaus Raiber.

Die 31,4 km von Weilburg bis nach Limburg, wurden bei bester Witterung und danke der noch erträglichen Temperaturen sowie gelegentlicher Strömungsunterstützung durch den Fluss in einer adäquaten Tagestour gemeistert. Gleich zu Beginn der Etappe hielten die Flussbaumeister ein besonderes Schmankerl für uns bereit, Deutschlands ältesten und mit seinen 195 m auch gleichzeitig längsten noch genutzten Weilburger Schifffahrtstunnel, der allerdings besser am Ende der Tagestour angeordnet gewesen wäre, denn da hätte die Schattenspende deutlich nötiger getan. Man war extra früh aus den Federn gekrochen um sich dieses Ereignis noch -vor dem Auftreten der täglich unvermeidlichen Kanuinvasion- in aller Ruhe und ohne wesentliche Behinderung durch solche, sich oftmals scheinbar eher unkoordiniert bewegende, Wassergefährte, gönnen zu können. Und als ob das Rudern durch den Tunnel nicht schon spektakulär genug gewesen wäre haben die Ingenieure uns auch gleich noch im Anschluss daran eine schöne Koppelschleuse in den Flusslauf gebaut, was der Pittoreskheit des Ensembles noch weiter zuträglich ist.  Insgesamt sechs in Selbstbedienung handzubetätigende Schleusen lockerten den Wegstrecke der Tagesetappe auf und gaben dem ein oder anderen Gelegenheit, seine Schleusenwärterkünste zu vertiefen.

 

Am Abend war, nach der Verköstigung, noch die Möglichkeit gegeben die malerische Kernstadt Limburgs nebst dem Wahrzeichen der Stadt, den Dom, in Augenschein zu nehmen. Wenngleich sich das Kirchlein, für diejenigen die Ulmer Sakralbaudimensionen gewohnt sind, etwas kleinwüchsig ausnimmt, so stellt es doch eine recht gelungene architektonische Erscheinung dar – dem ein oder anderen ist es ja vielleicht auch noch vom Tausender der dritten Serie der D-Mark Banknoten, als Symbol der romanischen Baukunst, her in Erinnerung. Auch ein Blick auf die Außenansicht des diözesanen Zentrums St. Nikolaus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom, das der damals wirkende Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst für schlappe 31,5 Mio Euro errichten ließ und ihm aufgrund der nur rund 5-fachen Kostenüberschreitung einige Aufmerksamkeit einbrachte, durfte freilich nicht unterblieben.   

Die dritte Tagesetappe von Limburg nach Nassau über 45,4 km entwickelte sich bei Gluthitze dann doch zu einer gewissen Ochsentour, die den Teilnehmern einiges an Kraft und Rollsitzfleisch abverlangte. Pausen wurden in Balduinstein und Laurenburg eingelegt und die Zahl derjenigen, die die solche Erholungszeiten für ein erfrischendes Bad in der Lahn nutzen stieg von Stopp zu Stopp über die gesamte Ausfahrt hinweg an.  

Einige der Teilnehmer, die zwischenzeitlich im Riemenboot Venus ihren Dienst abgeleistet hatten, befürchteten nun offensichtlich Haltungsschäden aufgrund der unsymmetrischen Bewegung beim Riemenrudern davon zu tragen. Denn nicht immer war es ganz einfach, genügend „Freiwillige“ für den Einsatz auf dem mit nur vier Löffeln betrieben Kahn zu finden. Vielleicht sollte das bei der Boots(ausrüstungs)auswahl bei den nächsten Ausfahrten doch auch mit bedacht werden.

Segen und Fluch zugleich war die Tatsache, dass die Schleusen unterhalb Limburgs nun alle mit Schleusenwärtern besetz waren, denn das ersparte einiges an Zeit für die Schleusenvorgänge an sich. Allerdings beschränken sich die Schleusenbetriebszeiten auf täglich 10:00 bis 18:15 und so hatten wir bei dieser Mamut-Tagestour drauf geachtet, pünktlich zu Betriebsbeginn an der ersten Schleuse zu sein. Vielleicht hätten wir die letzte Pause etwas kürzer halten sollen, denn an der vorletzten Schleuse des Tages wurde unser Bootspulk von einem etwas weniger rücksichtsvollen Schleusenwärter getrennt, wodurch die zwei zurückgeblieben Boote noch eine zusätzliche Wartezeit von etwa 20 Minuten aufgebrummt bekamen. Nun war klar, dass es für diese knapp werden würde, die letzte Schleusung an der Schleuse Hollerich, 2,5 km vor dem Etappenziel noch zu erreichen. Dessen gewahr waren die beiden anderen Boote schon vorgefahren um den Hollericher Schleusenwärter durch freundliches Zureden und nötigenfalls auch mittels materieller Motivation zu bewegen, seinen Arbeitstag ein wenig auszudehnen. Dieser hatte die Compliance-Richtlinien der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung jedoch intrinsisch verinnerlicht und so waren uns ein paar bange Minuten vergönnt, in denen wir inständig hofften, dass auch das letzte Boot – die Riemen-Venus- es noch rechtzeitig schaffen würde. Gegen 18:13 bog das Boot dann um die letzte Kurve vor der Schleuse und um 18:16 war es mit den drei anderen zusammen in der Kammer - geschafft. Johannes hatte als Steuermann alles aus seiner Mannschaft heraus geholt und in bewährter Weise mit abwechselnden Drohungen und Lockungen alle zur persönlichen Höchstleistung motiviert.

Zurück ins Quartier ging‘s dann wieder mit der Bahn.
 

Am vierten und letzte Tag führte uns die Lahn dann noch von Nassau bis zur Mündung in den Rhein bei Lahnstein. Von den Strapazen der Samstags schon ein wenig angeschlagen, mussten die Steuerleute  peinlich darauf achten möglichst jeden schattenspendenden Uferbewuchs zu nutzen – Rechtsfahrgebot hin oder her.

Erstmals wurden wir auf dem Stück von Nassau bis nach Bad Ems auch von anderen Ruderbooten, die von Witten an der Ruhr an die Lahn gekommen waren, begleitet. Nur dem hartnäckigen Nachfragen dieser Mitruderer danach, wem denn der einsame in Nassau am Ufer stehende Rucksack gehöre, war es zu verdanken, dass Johannes sein Eigentum am Ende der Tour auch wieder in Empfang nehmen konnte, denn –wie die anderen Pkw-Fahrer – war er mit seinem Automobil nach Lahnstein vorgefahren und durfte erst an der ersten Schleuse wieder einsteigen. Ob er den Auftrag zum Einlad seiner Utensilien nicht klar genug oder nicht dem richtigen gegeben hatte oder selbiger nur nicht gewissenhaft genug ausgeführt wurde, könnte nicht mehr geklärt werden. Es galt wie immer – Kommunikation ist was ankommt und es gehört auch mal Glück dazu.

Bild : Die Aphrodite im mondänen Bad Ems. Foto Klaus Raiber.

Vier Schleusen und die beeindruckende Durchfahrt durch das mondäne Bad Ems hatte die letzte Ruderetappe noch zu bieten und am frühen Nachmittag erreichten wir nach weiteren 20,5 Tageskilometern das Ziel bei in Lahnstein. Nur die Mannschaft der Donau hatte noch genügend Reserven um die letzten 300 m vom Anlegeplatz bis zur wirklichen Mündung der Lahn in den Rhein weiter (und auch wieder zurück) zu rudern um einen näheren Blick auf selbigem werfen zu können.

Das Abriggern und Aufladen der Boote ging flott von der Hand und bevor die Rückfahrt angetreten wurde gab es nochmals Gelegenheit sich im kühlen Nass der Lahn zu erfrischen und in einem lauschigen Biergarten zu stärken.

Bis gegen 22:00 war alle Teilnehmer und auch die Boote wieder wohlbehalten in Ulm zurück – müde aber glücklich und um insgesamt rund 125 Ruderkilometererfahrung auf einem wunderbarem Fluss reicher. 

Unser aller besondere Dank gilt Jochen Thönnißen für die tolle Organisation und dafür dass er auch in allen Situationen im ruhig und gelassen blieb, das ist nicht jedem im gleichen Maße gegeben.

 Bild: Es ist geschafft – die Boote sind verladen. Foto: Klaus Raiber

 

 

 

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