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Solarboote im Schatten des WM-Finales - Wettbewerb hätte mehr Zuschauer verdient

maym

Ulm - Während gestern die Fußballfans in den Zelten beim Donaucup des Ulmer Ruderclubs noch feierten und (vergeblich) auf einen Sieg der deutschen Mannschaft hofften, fand in aller Stille der Solarcup statt. Unbemerkt zogen die Boote geräuschlos ihre Runden auf der Donau. Nur drei der sonnengetriebenen kleinen Schiffe hatten sich eingefunden. Interessant war es dennoch.

Normalerweise schreibt die 26-jährige Karin Weigl Gebrauchsanleitungen für Kindersitze. An diesem Sonntag sitzt sie hinter dem hölzernen Steuer eines Solarboots. "Solaris" heißt das kleine Schiff, mit dem sich Weigl den Sieg beim Ulmer Solarcup holen will. Ausgerichtet hat das Spektakel der Ulmer Ruderclub beim Donaucup 2002.

Großes Gedränge herrscht am Start nicht, nur drei Boote tummeln sich vor dem Starterboot. Zwei davon gehören den Ulmer Paddlern. Auf den Booten ist jeweils eine etwa zwei Quadratmeter große Fläche von Solarzellen angebracht. Die Sonnenstrahlen, die dort auftreffen, werden in Strom umgewandelt und in einen Akku umgleitet. Diese Batterie treibt einen Elektromotor an, der den Booten eine Höchstgeschwindigkeit von etwa fünf Kilometern verleiht. "Die Geschichte hat Zukunft, das ist umweltfreundlich und macht keinen Lärm" sagt Organisator Klaus Weigl.

Zum Start haben sich nur wenige Zuschauer eingefunden. Die meisten der Besucher sind im Festzelt, wo auf einer Großbildleinwand die Fußballübertragung läuft. Während laute Sirenen aus den Zelten tönen, und die ersten Polizeifahrzeuge anrücken, gehen die drei Boote in Stellung. Nicht einfach, die Piloten haben keine Paddel an Bord.

Aber es funktioniert, nach ein paar Minuten stehen sie am Start bereit. Karin Weigl hat sich richtig schick gemacht für ihren großen Auftritt: sie trägt eine Spiegelsonnenbrille und ein Kopftuch mit Totenköpfen darauf. Ihre zwei Konkurrenten haben sich links und rechts neben ihr aufgestellt. Organisator Klaus Weigl steht auf dem Starterboot und versichert sich, ob kein Gegenverkehr kommt. Nichts zu sehen, aber eine Neuigkeit wird ihm zugetragen: "Ein Tor für Brasilien ist gefallen", gibt er über Lautsprecher bekannt.

Nur nichts kaputt machen…
Die Piloten nehmen es gelassen. Dann fällt der Startschuss, die kleinen Schiffe setzen sich in Bewegung, leise gleiten sie über das Wasser. Karin Weigl gewinnt schnell an Vorsprung. Die Wendemarke ist rasch erreicht, vorsichtig umrundet sie die Boje. Nur nichts kaputt machen. Eines der Boote kostet etwa rund 3500 Euro. Teilnehmen an dem Solarrennen kann jeder. "Nur den Schiffsrumpf müssen die Leute mitbringen, die Solartechnik stellt die Solarstiftung", sagt Klaus Weigl.

Er hofft, dass das nächste Mal mehr Teilnehmer kommen. Die letzten Meter müssen die Boote rückwärts fahren, Geschicklichkeit ist gefragt. Karin Weigl schafft es problemlos. Als erste kommt sie wieder zurück. Und sie hat auch etwas mitgebracht, eine Tüte Kekse: "Die haben mir ein paar Typen geschenkt, als ich am Ufer vorbeigefahren bin", sagt sie.

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